Schachmatt der Langeweile
Dabei fing 1992 alles ganz klein an: Lediglich 75 Teilnehmer fanden sich in der Hallstadter
Bettelseehalle ein. Dieter Beuchler und Siegfried Schlötzer vom SC 1868 Bamberg sowie Rainer
Schulz vom SC Höchstadt/ Aisch suchten damals nach Spielgelegenheiten für die zahlreichen
Jugendlichen ihrer Vereine und riefen kurzerhand das offene Bamberger Jugendopen ins Leben, wie
„Turnier-Urgestein“ Schulz im Gespräch rückblickend mitteilte. Ein Jahr später kam als dritter
Ausrichter noch der TV 1890 Hallstadt hinzu, der sein lokales organisatorisches Knowhow einbrachte.
Bald waren jedoch die Kapazitätsgrenzen der Halle erreicht und ein Umzug erforderlich. Mit 211
Teilnehmern – bis heute Rekord – platze die Bettelseehalle 2002 in Hallstadt aus allen Nähten,
sodass alle verfügbaren Räumlichkeiten genutzt werden mussten, wie noch heute auf der Turnierseite
(www.fen-net.de) nachzulesen ist. Seit 2008 hat das Turnier mit der Blauen Schulen mit seinen quirlig-
bunten Ambiente seinen optimalen Standort gefunden.
Hände hoch, das erfreut den Lehrer
Nahe am Eingangsbereich im Erdgeschoss stehen sie nun die Schultische. Auf jedem ein Schachbrett
mit Figuren platziert – die Tisch dazu wirken fast zu klein, aber auch das täuscht, denn man sollte
nicht von Erwachsenen als Maßstab ausgehen. Reihe an Reihe. Gespielt wird in sechs Altersklassen
von der U8, für die ganz Kleinen, bis zu der U18-25, jeweils mit 20 Minuten Bedenkzeit. Für Schach
sicherlich ungewöhnlich, herrscht dabei keine „bedächtige Turnierruhe“ vor, sondern ein buntes
Tohuwabohu. Immer wieder brandet der Lärm auf – Kinder und Jugendliche sind eben doch nicht
ganz zu bremsen. Das Spiel geht los. Bauer schlägt Bauer, Schritt für Schritt werden die Figuren auf
den Brettern weniger. Und mit der Zeit gehen die an den zuständigen Schiedsrichter gerichteten
Finger, insbesondere der Kleinen, in die Höhe. Letzter hört sich die Streitfälle an, ermahnt und gibt die
Partie verloren, wenn die nicht erlaubten Züge zu häufig vorkommen. „Wenn ihr euch in der Schule
auch so häufig meldet, freut sich der Lehrer“, fasst Manfred Köhler, der für die U10 zuständig ist, das
Geschehen bei der Siegerehrung zusammen und erntet dafür viel Lachen. Insgesamt halten sich die
Regelvorstöße jedoch in Grenzen, wie alle Beteiligten einmütig feststellten. Auch Eltern oder Betreuer
haben unmittelbar zum Schachbrett keinen Zugang. Viel zu häufig hatten die Beteiligten mit ihnen und
ihrer unerlaubten Hilfe, schon schlechte Erfahrung gemacht. Nach sechs Stunden stehen die Sieger
dann fest.
Bamberg erfolgreichste Mannschaft
Mit drei Turniersiegern ist der ausrichtende SC 1868 Bamberg nicht zu stoppen und die erfolgreichste
Mannschaft. So gewannen die Bamberger Nachwuchstalente Lukas Köhler und Pablo Wolf in
souveräner Manier in der U14 und U16 alle ihre Spiele. In der U25 holte sich Matthias Daum seinen
Titel mit sechs Siegen zurück, und hielt den favorisierten Kevin Mühlbauer aus Bindlach auf Distanz.
Schwer beladen nahmen die Lokalmatadoren damit zugleich die Pokale für den Turniersieg, den Kreis
sowie den Oberfränkischen Schnellschachtitel entgegen. In den anderen Klassen triumphierten
hingegen die Angereisten und Vertreter anderer Vereine. In der U18 sicherte sich Elias Pfann mit 4,5
Punkten den Turniersieg und den Titel für den besten oberfränkischen Schnellschachspieler.
Wohingegen in der U12 Maximilian Ponomarev von SC Tarrasch München und in der U10 Hugo
Danninger Zabo-Eintracht Nürnberg, jeweils mit 6,5 Zählern, den Sieg davon trugen. Bei den
aufstrebenden Talenten in der U8 setzte sich ungeschlagen Narek Gewondow von der
Spielgemeinschaft Fürth durch.
Einmalige „Ehe” aus drei Vereinen
Damit ist das Bamberger Jugendopen eine Erfolgsgeschichte, die seinesgleichen sucht und wozu
insbesondere die vielen Freiwillige beigetragen haben. Turnier-Urgestein Schulz hob die hohe
Harmonie und Eintracht zwischen den ausrichtenden Vereinen in dieser „Ehe zu Dritt″ über die Jahre
hervor. „Du könntest über vieles streiten. Über manches musst Du aber drüber stehen.“. Im nächsten
Jahr findet das erfolgreiche Turnier seine Fortsetzung.
Alle Preisträger des 25. Bamberger Jugendopens sind im Detail auf Turnierseite
www.fen-net.de nachzulesen: http://www.fen-net.de/~ba1141/Bamberger-Jugend-Open/index.htm
Bericht: Jens Hermann