Bericht von Manfred Schäfer:
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Wie beliebt die internationalen Liechtensteiner Jugend-Titelkämpfe beim bayerischen Nachwuchs sind, unterstreicht auch heuer wieder das rege Interesse der bayerischen Schach-Junioren/Kids an diesem Turnier recht eindrucksvoll. Wenn man bedenkt, daß heuer nun schon zum 18. Mal in Folge eine große bayerische Delegation ins Fürstentum reiste, so liegt dies nicht nur an der landschaftlichen Vielfalt Liechtensteins (hier das milde Rheintal und dort die Berge mit Erhebungen von bis zu 2600 Meter), sondern in erster Linie an dem einmaligen Flair/Atmosphäre der dieses Turnier Jahr für Jahr ausstrahlt. Denn neben den rein sportlichen Aspekten (man kann hier viel internationale Erfahrung sammeln) bietet dieses Turnier eine fast familiäre Atmosphäre, die sich quer durch alle Nationen erstreckt. Man kennt sich teilweise schon aus den Vorjahren und will zeigen was man in der Zwischenzeit so alles dazugelernt hat. Einen maßgeblichen Anteil an diesem besonderen Flair tragen aber auch die beiden sehr erfahrenen Organisatoren Kurt Studer (Liechtensteiner Verbandspräsident) und Albert Baumberger (Internationaler Schiedsrichter) bei. Insgesamt fanden heuer 130 Nachwuchs-Denksportler aus sieben Nationen (Ungarn, der Slowakei, der Tschechei, Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland (Bayern und Thüringen)) den Weg ins Fürstentum.
Die Titelkämpfe wurden in den vier Altersklassen U18, U14, U10 und einem Mädchen-Klassement mit jeweils 7 Runden Schweizer-System und einer Bedenkzeit von 2 x 30 Minuten durchgeführt. Dadurch, daß sich die Titelkämpfe über zwei Tage (Samstag und Sonntag) erstreckten, wurde der zeitliche Streßfaktor stark reduziert und so hatte man zwischen den Runden und am Abend auch etwas Zeit um z.B. die Partie mit seinem Gegner noch einmal durchzusprechen, um dann mit einem relativ "freien Kopf" in die nächste Runde zu gehen.
Doch nun zur Meisterschaft selbst.
Für die Überraschung aus bayerischer Sicht sorgte im U18-Klassement der mit viel Energie und Selbstvertrauen ins Turnier startende Kai Behrens (TSV Kareth-Lappersdorf). Nach dem der Oberpfälzer Behrens aus den ersten vier Runden 3,5 Punkte erzielten konnte, mußte er dann ab Runde fünf mit den wirklich "dicken Brocken" die "Klingen kreuzen". So in Runde fünf, wo er auf den bayerischen Langzeit-Spezialisten und international erfahren Unterfranken Sebastian Zehnter (SV Würzburg 1865) traf. Am Ende einer sehr taktisch geprägten Partie konnte sich Behrens knapp, aber letztendlich verdient durchsetzen. Dieser Erfolg schien den Oberpfälzer derart zu beflügeln, daß ihn auch der Vorarlberger Spitzenspieler Fabian Matt aus Wolfurt auf seinem Siegeszug nicht stoppen konnte. Und so kam es dann in der Schlußrunde zwischen dem in Führung liegendem Behrens und dem letztjährigen Vizemeister Tamas Szepes aus Ungarn zum alles entscheidenden Duell um die Siegertrophäe. Getragen von den Erfolgen aus den beiden vorangegangenen Runden wuchs der Oberpfälzer in der Schlußrunde förmlich über sich hinaus und spielte gegen den Ungarn "die Partie seines Lebens". Am Ende konnte sich Behrens nicht nur über ein verdientes Remis, sondern auch über seinen ersten internationalen Titel freuen. Aber auch beim mehrfachen Münchner Jugend-Meister Martin Götz (FC Bayern München) werden diese Titelkämpfe vermutlich noch lange in positiver Erinnerung bleiben. Trotz eines durchwachsenen Auftaktes - er hatte nach drei Runden "nur" 1,5 : 1,5 Punkte auf seinem Konto - ließ sich der Münchner Spitzenspieler nicht entmutigen, sondern wollte es jetzt, erst recht wissen. Auf Grund seiner ruhigen, zielstrebigen und konsequenten Spielweise eilte der Münchner in letzten vier Spielen dann förmlich von Sieg zu Sieg. Am Ende dieser fulminanten Aufholjagd konnte sich Götz dann mit stolzen 5,5 : 1,5 Punkten hochverdient über Bronze freuen. Das es bei Schnell-Schach-Turnieren nicht nur auf das schachliche Können sondern auch auf den Zeitfaktor ankommt, bekam der unterfränkische Langpartien-Spezialist Sebastian Zehnter (SV Würzburg 1865) deutlicher zu spüren als es ihm lieb war. Ihm lief teilweise einfach die Zeit davon und am Ende mußte er sich dann mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. Ganz anders erging es da dem letztjährigen Liechtensteiner U14-Meister Matthias Melcher (TSV Kareth-Lappersdorf), der heuer nahtlos an seine letztjährigen Top-Leistungen anknüpfen konnte. In der Schlußrunde gelang dem 15jährigen Regensburger sogar das Kunststück, gegen den letztjährigen Liechtensteiner U18-Meister Johannes Hillbrand (Hohenems) zu gewinnen. Am Ende wurde er dafür völlig zurecht mit Rang sechs belohnt. Es wäre jedoch unfair nur diese vier besonders hervorzuheben, denn in diesem hochkarätig bestückten U18-Klassement trugen auch Alexander Upmeyer und Djordje Zivkovic (beide FC Bayern München) mit den Plätzen neun und zehn maßgeblich zum erfolgreichen Abschneider der Bayern-Truppe bei.
Im U14-Klassenment, welches mit 42 Teilnehmern zahlenmäßig am Größten bestückt war, gingen mit dem bayerischen U14-Blitz-Meister Christian Schnurr (FC Ergolding) und dem oberpfälzer Spitzenspieler Dominik Kaiser (TSV Kareth-Lappersdorf) zwar zwei vielversprechende bayerische Talente an den Start, da jedoch beide noch keinerlei internationale Erfahrung besaßen, war man im Bayernteam ganz besonders auf deren Abschneiden gespannt. Doch bereits nach dem ersten Wettkampftag war klar, daß die beiden spielerisch auch auf internationaler Bühne mithalten konnten. Besonders erfreut zeigte sich BSJ-Delegationsleiter Manfred Schäfer über Christian Schnurr, der im Fürstentum besonders durch seine gute Zeiteinteilung sowie seine hervorragenden Endspiel-Kenntnisse zu gefallen wußte. Ganz besonders deutlich wurde dies sowohl in der fünften Runde, wo er dem an Nummer eins gesetzten Glenn Petr aus Zürich noch ein Remis abnehmen konnte sowie in der letzten Runde als er gegen den Ungarn Daniel Susanyi ein hoch interessantes Bauernendspiel noch zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Am Ende konnte sich Christian Schnurr dann mit 6,5 : 0,5 Punkten über seinen ersten internationalen Titel freuen und überglücklich die Siegertrophäe aus den Händen von Liechtensteins Verbandspräsident Kurt Studer in Empfang nehmen. Aber auch Dominik Kaiser zeigte keinerlei Respekt vor den unbekannten ausländischen Schach-Spezialisten und konnte sich so am Ende hochverdient über Platz fünf in diesem Mammutfeld freuen. Für eine kleine Überraschung sorgten aber auch die beiden zwölfjährigen Maximilian Hess (Post-SV Memmingen) und Oleksandr Chernilovsky (Tarrasch München) sowie der erst elfjährige BSJ-Youngster Daniel Gabler (SF Nördlingen-Ries), die sich bei ihrem ersten internationalen U14-Einsatz völlig zurecht über die Plätze 13 (Hess), 14 (Chernilovsky) und 17 (Gabler) freuen durften.
Trotz der großen Aktivitäten der Bayerischen Schachjugend bei den Jüngsten (offene U12-VMM im k.o.-System, Türmchenturniere, u.s.w.) gelang heuer keinem ihrer U10-Spieler der Sprung aufs Treppchen. Es darf dabei aber auf keinen Fall unerwähnt bleiben, daß sowohl die Ungarn als auch die Tschechen und die Schweizer heuer besonders spielstarke U10-Talente ins Rennen schickten. Trotz allem oder gerade deswegen, haben sowohl Oliver Schnackmann (SV Vaterstetten), Maxim Schöning (Tarrasch München) und U10-Shoooting-Star Henrik Fesl (FC Ergolding) allen Grund sich über die Plätze sieben (Schnackmann), neun (Schoening) und elf (Fesl) zu freuen.
Wie erfolgreich die bayerischen Vertreter letztendlich waren, unterstreichen aber auch die nach Turnierende erstellten Mannschaftswertungen recht eindrucksvoll. So konnten im U18-Mannschaftsklassement die beiden bayerischen Teams von Kareth-Lappersdorf (Meister) und Bayern München (Vizemeister) ihren Vorjahreserfolg wiederholen und den früheren Abonnentensieger aus Ungarn auch heuer wieder auf Rang drei verweisen. Auch im U14-Klassement gelang mit dem Post-SV Memmingen (Platz drei) einem bayerischen Team der Sprung aufs Treppchen.
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Bayerische Schachjugend
Manfred Schäfer
Adalbert-Stifter-Str. 3
89340 Leipheim
Samstag, 17. Oktober 2009
Internationale Liechtensteiner Jugend-Titelkämpfe 2009
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