In 2003 wurde durch die BSJ ein Artikel "Mitgliederentwicklung 2003" erstellt, daß den damaligen Status Quo im Bayerischen Jugendschach darstellen sollte. Darin wurde wohl zum ersten mal aufgezeigt und den damaligen Verantwortlichen bewußt, daß sich nur ein geringer Teil, je nach Interpretation der Zahlen, wohl nur ein Drittel der bayerischen Schachvereine um die Nachwuchsarbeit kümmert. Die restlichen Vereine entziehen sich, aus welchen Gründen auch immer, der notwendigen Arbeit um den Nachwuchs. Ein Zustand, der aus Verbandssicht, sowohl aus Sicht der Jugendorganisation BSJ, umso mehr aus Sicht des Erwachsenenverbandes BSB, der ja mit Mitgliederrückgängen zu kämpfen hat, zutiefst besornisseregend sein sollte.
Nun, 6 Jahre später hat sich die Situation kaum verbessert. Zwar sind die Jugendzahlen gegenüber 2003 angestiegen und die Juniorenzahlen stabilisieren sich auf niedrigem Niveau, die Akzeptanz von Nachwuchsarbeit in den Vereinen bleibt aber unverändert schlecht. Dies zeigt eine neue Analyse der Mitgliederentwicklung 2009. Weiterhin wird Jugendschach nur von einer Minderheit der bayerischen Schachvereine betrieben.
Dabei sind die Auswirkungen bereits allerorts sichtbar. Zählte der BSB 1998 noch 515 Vereine, waren es 2003 nur noch 476 und nun Ende 2009 blieben gerade noch 452. Bedenkt man, daß sich auch einige neue Vereine gegründet haben, bedeutet dies einen Verlust von Vereinen von ca. 15 - 20 % in diesen 11 Jahren. Auch wenn man Vereinsfusionen hier als Erhalt von Spielern ins Felde führen mag, so sehe ich in der Regel bei diesem Prozess ein ähnliches Versagen der Vereinsführungen, wie beim "Tod" eines Vereins.
Zu befürchten ist aus meiner Sicht auch noch eine Beschleunigung dieser Entwicklung spätestens dann, wenn in den Regionen die Entfernungen zwischen den Vereinen Ausmaße annehmen, welche die dann überalterten Mitglieder nicht mehr bereit sind, zu tragen.
Dabei überraschend ist, daß nicht nur Vereine, die jetzt schon bedingt durch geringe Mitgliedszahl und Durchschnittsalter im "Sterbebett" liegen sich der Nachwuchsarbeit entziehen, sondern auch durchaus "gesunde" Vereine, deren Struktur durchaus eine Nachwuchsarbeit erwarten würden. Aber was in anderen Sportarten eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich für den Nachwuchs zu sorgen, wird bei vielen Vereinen im Schachsport offensichtlich als unnötige Belastung angesehen. Wo in anderen Sportarten ab einem bestimmten Spielniveau Ausbildungs- und Stützpunktarbeit vorgeschrieben wird, entziehen sich hier die Vereine sogar der allgemeinen Jugendarbeit.
Dabei ist das Argument, daß Schach bei den Jugendlichen nicht interessant sei, aus meiner Sicht nicht haltbar, auch wenn es immer wieder kolportiert wird. Immer wieder gibt es gelungene Beispiele, die dieses Vorurteil eindrucksvoll wiederlegen. Schon allein die Tatsache, daß es ja immerhin ein Drittel der Schachvereine schafft, die Jugendzahlen auf einem beeindruckenden Niveau zu halten (auch im Vergleich zu anderen Bundesländern) zeigt, daß Schach durchaus attraktiv für die Jugendlichen sein kann.
Zudem genießt Schach gerade an Schulen derzeit ein sehr hohes Ansehen. Ein Umstand, der einen Vorteil gegenüber vielen anderen Sportgruppen darstellen würde, wenn man es nur nutzen würde! Schulschachgruppen sind fast ausschließlich gern gesehene Ativitäten an den Schulen. Verwunderlich, ja unverständlich, wenn dann aber an Schulen entsprechende Gruppen bestehen, zum Teil die Jugendlichen sich an die Vereine wenden, von wo sie aber abgewiesen werden.
Es sollte unser aller Anliegen sein, nicht nur solange sein eigenes Schach zu spielen, bis sich der eigene Vereine mangels Masse auflöst, sondern auch für nach uns folgende Generationen einen funktionieren Verein und ein funktionierendes Umfeld zu hinterlassen. In diesem Sinne fordere ich ALLE Vereine auf,
sich um die Nachwuchsarbeit zu kümmern und in die Jugend- aber auch in die Werbearbeit im Erwachsenenbereich zu investieren - es lohnt sich!
Mittwoch, 13. Januar 2010
Jugendschach in Bayern - ein Spielfeld für die Minderheit
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